Pünktlich am 4. Januar um 10.00 Uhr verabschiedeten wir uns von unseren Hapimag Nachbarn Hene und Ursi und dem Resort-Manager Kuno (Estermann). Noch die letzten Fotos vor dem Camper mit Berner Nummernschildern und ab geht die 5-stündige Reise in den Süden in die Everglades. Wie könnte es auch anders sein, der Himmel weinte den ganzen Tag. Es regnete nur einmal. Auf einem kleinen heruntergekommenen RV-Park in der Nähe von Everglades City war unser erstes Nachtlager. Am andern Morgen lachte schon wieder die Sonne und ab ging’s ins Shark Valley. Mit Mietvelos fuhren wir hinein in einen wundervollen Park und mussten fast alle 50 Meter einem oder mehreren Alligatoren ausweichen, die halbwegs in und auf der Strasse sünneleten. Die Tour dauerte über 2,5 Stunden. Der Hinweg hatte es in sich bei Gegenwind und einem Velo, das keine Gänge hatte, Rücktritt und bei jeder Umdrehung aus allen Lagern pfiff. Für mich als Sohn eines Velomech eine Schande… und fast unerträglich. Der Rückweg war dann mehr offene Steppe und Wasser und die Alligatoren erschienen nicht mehr so zahlreich, nur die Sonne brannte fürchterlich im offenen Feld auf uns ein, was uns einmal mehr lehrte, mehr Tranksame mitzutragen.
Die nächsten 3 Nächte verbrachten wir im Collier Seminola State Park am Rande der Everglades. Nachdem wir uns beim Park-Ranger abgemeldet hatten, ging es auf eine über 4-stündige Hiking-Tour durch eine Everglades-Landschaft resp. Dickicht, Steppen, verschiedene Busch-, Palmenwälder und zum Schluss als Höhepunkt die Überquerung mehrer knietiefer Sümpfe. Leider ohne Alligatoren und Schlangen, d.h. wir haben keine gesehen… nur zwei Rehe. Der Trail war gezeichnet mit orangen Strichen an Bäumen etc., denen man folgen musste und wenn man halt plötzlich keine mehr sah, einfach zurücklaufen… bis man wieder auf dem richtigen Weg war und sich am Ende wieder beim Parkofficer zurückgemeldete. Spannend. Es ging, wie die Bilder sprechen. Nächstes Mal würden wir lange Hosen anziehen, einfach so, wegen den zerkratzten Beinen. Und die Schuhe sind übrigens auch wieder sauber nach der Dusche danach.
Am folgenden Tag ging es auf eine 3-stündige Kanutour durch die Mangrovenwälder. Ich, der Hartgekochte, eine Führerin und ein Führer. Alle andern inkl. Doris hatten abgesagt bei der bisigen Saukälte. Teilweise trugen wir sogar Handschuhe. Einmal mehr zeigte sich, dass man auch in Florida nicht vor Wetterkapriolen gefeit ist. Aber das Erlebnis war wunderbar mit den Erklärungen der beiden Experten. Doris bedankte sich bei den Führern mit einem grosszügigen Trinkgeld, weil sie mich wieder heil zurück brachten.
Am nächsten Tag Besuch des 10’000 Island Park mit Bird-Watching. Dass es so viel Federvieh an einem Haufen gibt und in so vielen Arten und Grössen, glaubten wir kaum. Zu guter Letzt rettete Doris zwei kleinen Schildkrötchen das Leben, die sonst auf der Strasse vermutlich verdorrt oder von Raubvögeln geschnappt worden wären. Auf der Fahrt nach Naples besuchten wir den Strand von Marco Island und waren erstmals am Golf von Mexico. Fast schneeweisser Sand empfing uns und die Muschelvielfalt kannte keine Grenzen – weder in den Formen, Grössen und Farben.
Erstmals versuchten wir eine Übernachtung auf dem Parkplatz von Walmart. Hier darf man mit einem Wohnmobil gratis die Nacht verbringen und weil wir ja nur auf der Durchreise waren und nicht lange nach einem RV-Park Ausschau halten wollten, eine sehr praktische Angelegenheit. Am Morgen kannst du gleich im Walmart die frischen Brötchen holen und wieder verreisen.
In Naples besuchten wir Peter und Therese Zahner, die schon über 15 Jahre in Florida wohnen und immer noch rüstig arbeiten, trotz Rentenalter! Wir wurden excellent bekocht mit einem Schweizer Menü (Filet im Teig). Sie wohnen in einem abgeschirmten riesigen Resort mit mehreren Appartement-Hochhäusern (mit über 20 Stockwerken) direkt am Privat-Strand resp. dazwischen die Mangroven-Wälder und Sümpfe, über die riesige, lange Stege führen, auf denen die „Senioren“ per Tram (Elektrowägeli ebenfalls von Senioren gefahren, die aber nicht im Resort wohnen dürfen) an den Strand, Strandbar oder zum Segeln gefahren werden, sogar mit Umsteigemöglichkeiten… Wir haben uns hier sehr jung gefühlt als Teenager-Senioren (Neudeutsch: young ager) und haben das Durchschnittsalter mit unserer Anwesenheit zünftig gesenkt. Florida ist wirklich die Senioren-Residenz par excellence wie sie immer beschrieben wird. Nur in den Ferienzeiten sieht man dann und wann auch jüngere Leute mit Familie, wurde uns gesagt.
Weiter ging unsere Reise nach Sanibel Island. Ein absolutes Must für jeden Florida-Reisenden liest man in Reiseführern. Wir selbst waren aber etwas enttäuscht. Beinahe die ganze Insel ist privatisiert und der Strand nur gerade an drei Orten öffentlich zugänglich. Dafür erlebten wir, bevor wir über die grosse Brücke zurück fuhren einen herrlichen Sonnenuntergang bei feinem Abendessen vor dem Camper.
Am nächsten Tag ging’s weiter an den Venice Beach zum sünnele. Übernachtung beim Walmart und am anderen Morgen gleich weiter nach Sarasota, wo wir das berühmte Ringling-Museum besuchten und abends zum Lake Manatee State Park etwas im Landesinnern fuhren und uns für vier Tage niederliessen. Hier schlossen wir Bekanntschaft mit diversen Campingfreaks. Da war einmal ein Schweizer Ehepaar, das mit einem riesen Ami-Camper (so gross wie bei uns das Poschi) mit angehängtem Jeep unterwegs war. Sie stationieren dieses Riesenmobil immer in Orlando und sind zweimal im Jahr mehrere Wochen in den USA unterwegs. Weiter freundeten wir uns mit den Kanadiern Pierre und Charlotte aus Saint Georges in der Nähe von Quebec an, die dem kalten Winter entronnen sind und als Snowbirds, so werden die Winterflüchtlinge aus dem Norden genannt, für mehrere Wochen in Florida unterwegs sind, mit einem Abstecher in die Karibik per Kreuzfahrtschiff. Sie luden uns zu sich nach Hause ein, wenn wir im August bei ihnen vorbeiziehen. Da freuen wir uns jetzt schon auf ein Wiedersehen. Selbstverständlich mussten wir auch wieder Golf spielen, weil der Golfplatz „The Links“ nur gerade 10 Minuten vom State Park entfernt lag. Gäbig. Pierre und Charlotte empfahlen uns an der Tampa Bay den E.G. Simmons County Park, ein Volltreffer, wo wir uns wieder für 5 Nächte einschrieben. Über die Tampa Bay erkennen wir im Norden die Skyline von Tampa und im Westen diejenige von St. Petersburg. Ein herrlicher Ausblick übers Wasser und am Abend einmal mehr traumhafte Sonnenuntergänge – und nur 10 Minuten vom Park wieder ein Golfplatz…
Für die nächsten drei Nächte ging es in den Fort de Soto County Park, der auf dem südlichen schmalen Island unterhalb St. Petersburg über diverse Brücken erreichbar ist. Da konnten wir unseren Elvis direkt ans Wasser stellen. Von hier aus war es ein kurzer Sprung in die City nach St. Petersburg mit Besuch des Dali Museums, das grösste ausserhalb Spaniens. Seit letzter Woche ist auch eine Ausstellung von Andy Warhol integriert. Tolle Sache. Dann folgte ein Walk zum Pier und ein Rundgang durch die „Altstadt“, wenn man das so nennen darf.
Wir haben unsere Vorliebe für States und County Parks entwickelt, weil diese immer in naturgeschützten Resorts liegen und viel Natur pur bieten, wo man sich auch wandernd, bikend oder wie schon gehabt per Kanu bewegen kann. Die grossen RV-Resorts an den grossen Strassen, die zwar viel mehr Komfort bieten wie Pool, WiFi, Waschsalon, TV-Anschluss, Spielplätze, Restaurant, Shops etc. etc. liegen uns nicht so, aber manchmal muss vermutlich auch ein solcher dran glauben.
Erstaunlicherweise werden wir immer wieder angekickt wegen unserem kleinen kompakten Wohnmobil, das so gut aussieht und alles drin hat, was man einfach so braucht für unterwegs und erst noch 3x weniger Moscht säuft als ihre Riesendinger.
Viele der Leser werden sich sicher fragen, wie wir so leben und uns die Tage und vor allem die Abende um die Ohren schlagen. Vorab als Erstes: Wir sind dank Internet bestens informiert. Lesen intensiv die SonntagsZeitung, den Bund und den Tagi und selbstverständlich auch den Alttoggenburger als E-Zeitung. Wir wissen also, wenn Simi weit springt, Küng das Laubernhornrennen gewinnt und der SCB schon wieder auf’s Dach bekommen hat. Online sind wir nun nur noch ca. einmal wöchentlich, da wir meistens in State Parks logieren, die kein WiFi haben. Somit kann es manchmal etwas dauern, bis wir die Mails beantworten können. Mein neues US-Handy ist nun auch in Betrieb unter folgender Nummer 001 407 520 2275. Freue mich auf jedes SMS und MMS. Selbstverständlich bin ich auch viel auf den Skis und fahre öfters die Weltcupabfahrten von Gröden, Bormio, Wengen und Kitzbühl – auf Ski-Challenge. Ich bin schon ein richtiger Freak und wachse und schleife, um schneller zu werden…
Die Abende schlagen wir uns mit Jassen in allen Formen um die Ohren (Föns und Richi nehmt euch in Acht, wir sind in Hochform…!) oder schauen spannende Filme ab DVD’s. Davon haben wir über 80 Stk. an Bord. Danke für die Ausleihung, liebe Beatrice! Weiter trainieren wir mit einem schwierigen Memory-Spiel unsere „alten“ Hirnis. Dazwischen müssen wir wieder unsere Reise planen, RV-Pärke via Internet oder Telefon reservieren, uns in die Gegebenheiten der neuen Situation einlesen und umschauen. Ein Einkaufs- und Waschtag wird immer wieder eingestreut. Selbstverständlich werden auch Bücher verschlungen. Damit alles wenig Platz wegnimmt auch als E-Buch. Gerade habe ich Atze Schröder’s Erstlingswerk „Und dann kam Ute“ reingezogen. Bestens zu empfehlen, weil man auf jeder zweiten Seite laut herauslachen muss. Doris ist viel mit ihren Krimis beschäftigt und kennt jede erdenkliche Art, mich bei Seite zu schaffen, wenn’s mal doch zu eng wird im Camper. Zudem haben wir uns vorgenommen, jeden zweiten Tag etwas Englisch zu büffeln. Dazu haben wir sehr gute Lehrbücher und die Praxis liegt vor unserer „Schiebetür“. Und dann ist ja noch der Blog, der muss auch immer geschrieben und selbstverständlich von Doris lektoriert, redigiert, zensuriert und in anständige Worte gefasst werden. Die Bilder aus über Hunderten von Fotos ausgewählt, bearbeitet, verkleinert und legendiert werden (Danke an Sandra, meiner ehemaligen Mitarbeiterin, die mir per E-Mail mit Tips zur Seite stand).
Das richtige Campingfeeling ist leider noch nicht ganz ausgebrochen, weil es am Abend zünftig kalt wird und wir nicht draussen am Lagerfeuer sitzen und essen können. Aber was nicht ist, kann noch werden. Wir glauben fest daran. Die riesige Kältewelle, die im Norden von Amerika und Kanada bis Minus 40 Grad erreicht hat, hat auch seine Auswirkungen auf Florida, wo teilweise bei wolkenlosem Himmel die Bise durch Mark und Bein geht. Aber auch für diese Situation sind wir vorbereitet und ziehen unseren Faserpelz über.
Hoi zähme,
zum ersten Mal nicht mehr so neidisch; das mit den Alligators und Schlangen müsste für mich nicht sein…
Wenn ihr so bestens informiert seit, habt ihr in de SoZ wahrscheinlich auch gelesen, dass am Samstag Berner Cross war. Alles wie immer, ausser dem Speaker und der Festwirtschaft 🙂
Auf bald, mit lieben Gruss aus Wohlen bei Bern,
Gerrit
Hallo Ihr zwei Weltenbummler
Also ich muss euch ein Kompliment machen; euer Blog ist echt toll! Superschöne Fotos, tolle Texte, da kommt so richtig das Feeling rüber. Fernweh lässt grüssen 🙂
Viele liebe Grüsse aus dem Rheintal
Sheila
Immer total spannend eure Berichte zu lesen. So können wir träumen und an euren Erlebnissen teilhaben… bis es uns auch einmal blühmt.
Liebe Grüsse von Markus (haben uns während des letzten GP am Donnerstag kurz untern alten während Walter mir von den zukünftigen Plänen erzählt hat)
Hallo zäme!
Danke für die schönen Bilder. Speziell beeindruckt haben uns die beiden Bilder der Biketour durch das Shark Valley. Doris sieht bei der Begegung mit den Alligatoren realtiv gelassen aus, hingegen bei dir Wale sind wir uns nicht ganz sicher, ob dir ein ganz klein wenig Respekt im Nacken sitzt?
Die Camp Grounds sind natürlich erste Sahne und euer Camper macht sich da ausgezeichnet. Macht weiter so. Wir freuen uns auf weitere Infos.
Liebe Grüsse aus dem mausgrauen Belp!
Urs & Marianne
Wir möchten uns bei Euch bedanken, dass wir an Euren Reisen, Abenteuern und herrlichen Fotos teilhaben dürfen. Selber viel mit dem Wohnmobil unterwegs – jedoch „nur“ in Europa – „juckt“ es so richtig beim Lesen.
Wir wünschen weiterhin viel Vergnügen, gute Gesundheit, händ’s schön mitenand und geniesst die lange Auszeit.
Ach ja, wer schreibt denn hier? Ganz einfach: B33 grüsst B32. Alles klar?
Herzlichst
Urs und Vreni Martin
Hallo Doris und Wale
Wir haben eure Reiseberichte gelesen und uns die wunderschönen Fotos angeschaut. Da kann man wirklich neidisch werden. Ich (Anita), jetzt ja auch Frühpensionärin, hätte ja jetzt auch Zeit, doch meine bessere Hälfte muss noch etwas arbeiten. Also verschieben wir das Ganze auf später und geniessen zwischendurch unsere normalen Ferien!
Nun warten wir gespannt auf eure nächsten Berichte und freuen uns schon jetzt darauf.
Liebe Grüsse aus Hika senden euch Anita und Max
Danke für den Lesetipp „Und dann kam Ute“! 🙂 🙂 🙂 Passte perfekt ins Ferien Aprés-Ski Programm!
Ich freue mich schon auf den nächsten Reisebericht (egal ob mit oder ohne Lesetipp)
Heits guet!
Susanne Balmer